Deutsch für Zuwanderer: Experten fordern in "Chemnitzer Erklärung" Kurswechsel

Das Angebot für Neubürger muss dringend verbessert werden. Das fordert der Fachverband für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache in einer "Chemnitzer Erklärung".

Chemnitz. Ohne einen neuen Ansatz zur sprachlichen Integration von zugewanderten Fachkräften kommen auf Wirtschaft und Gesellschaft große Probleme zu. Das ist die Überzeugung des Fachverbands für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache FaDaF, der in einer "Chemnitzer Erklärung" einen Kurswechsel fordert. [...]

Für anzuwerbende Fachkräfte soll das System der Integrations- und Deutschkurse stärker aufgefächert und an brancheneigene Ansprüche angepasst werden. Das Sprachniveau B2 soll als Mindestnorm für Ausbildungen und qualifizierte Berufe festgeschrieben werden. Zuwanderer sollen ein Recht erhalten, ihre Sprachkenntnisse auch als Berufstätige weiter zu verbessern ("Sprachbildungsurlaub"). Kursangebote in Betrieben, Coaches und Mentoren wären Alternativen zum bisherigen Verfahren, am Anfang ein gewisses Prüfungsniveau zu verlangen und danach die Neubürger sich selbst zu überlassen.

Die zehn Forderungen der "Chemnitzer Erklärung", die auch die Qualitätssicherung der Kursanbieter und die Forschung in den Blick nimmt, stellen ausdrücklich auf die Anwerbung von Fachkräften aus demographischen Gründen ab und behandeln die Flüchtlings- und Asylproblematik nur am Rande. Anlass ist das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das dem Bundestag zur Behandlung vorliegt. Es soll dem sich verschärfenden Fachkräftemangel in vielen Wirtschaftsbranchen entgegen wirken. Verbandschef Matthias Jung geht von mehreren hunderttausend Menschen aus, die im nächsten Jahrzehnt gezielt für bestimmte Aufgaben angeworben werden müssen, etwa als Pflegekräfte. 

"Im Interesse der Arbeitgeber liegt es, möglichst schnell die benötigten Leute herzuholen", sagt Matthias Jung. "Aus gesellschaftlicher Perspektive muss den Menschen eine Bleibeperspektive geboten werden. Dazu gehört auch, beschäftigungsfähig zu sein, also sprachlich alle Anforderungen bewältigen zu können."

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"Mit B1 kann keiner eine Berufsausbildung machen." Deshalb finde sich die Forderung nach einem B2-Mindestniveau in der "Chemnitzer Resolution". "Wenn wir Leute ins Land holen", so Thielmann, "müssen wir sprachlich besser gerüstet sein."

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Quelle: Freie Presse vom 27.03.2019, Ronny Schilder