8000 Kilometer pendeln: Leben zwischen Deutschland und Kuba

Er ist Kubaner, sie Deutsche, vor kurzem hatten sie Silberhochzeit. Aktuell ist seine Mutter aus Havanna zu Gast. Ein Besuch bei einer Familie, die zwischen den Welten pendelt.

Stollberg. Abschiedsschmerz kennt keine Sprache. Es tut immer weh, egal welche Person oder welches Land man zurücklässt. Familie Hernández Pintato begleitet dieses Gefühl seit Jahrzehnten. Denn sie leben quasi in zwei Welten - hier in Deutschland und weit weg in Kuba. Das Ersparte geht für gegenseitige Besuche drauf. Aktuell ist Leonor Hernández Aquin zum zwölften Mal in Deutschland zu Besuch, ihr Sohn Luis lebt seit 1993 in Stollberg. [...]

Katrin und Luis haben sich 1990 kennengelernt. Sie war Übersetzerin, als eine Gruppe von Ingenieuren und Facharbeitern in der heutigen KSG in Gornsdorf zu Gast war, um später einen Betrieb in Kuba aufzubauen. Doch der Chemieingenieur musste zurück, zwei Jahre lang schrieben sie sich nur Briefe, telefonieren war teuer und daher selten. "Die Briefe habe ich alle aufgehoben, ich könnte damit unsere Wohnung tapezieren", sagt Katrin Hernández. Vor kurzem haben sie Silberhochzeit gefeiert, denn 1993 kehrte Luis zurück, seither leben sie zusammen in Stollberg. Ein Jahr später wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren.

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Ungewohnt ist für Leonor Hernández auch die Stille in Deutschland. Ihre Schwiegertochter, die beim Integrationswerk Westsachsen arbeitet, erklärt, was sie damit meint: "In Kuba findet das Leben auf der Straße statt. Da hört man hier Musik, dort sitzen die Menschen vor einem Geschäft oder es schreit die Nachbarin was rüber." Wenn Katrin Hernández das erzählt, gerät ihr Mann Luis, der seit Jahren Spanischlehrer am Eurogymnasium in Waldenburg ist, ins Schwärmen. "Das ist tatsächlich so." Dennoch fühlt er sich hier heimisch. "Ich habe nie Schwierigkeiten gehabt, immer ist man mir freundlich begegnet." Doch seien die Deutschen anders als die Kubaner. "Man knüpft hier nicht so schnell enge Freundschaften. In Kuba duzt man sich nach ganz kurzer Zeit schon", so der 62-Jährige.

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Quelle: Freie Presse vom 06.03.2019, Kathrin Neumann