Unternehmen werben um Migranten als Mitarbeiter

Auch in Chemnitz nimmt die Anzahl ausländischer Beschäftigter und Auszubildender zu. Doch es gibt immer noch Hindernisse.

Ingenieure mit ausländischen Wurzeln sind beim Chemieanlagenbau Chemnitz (CAC) längst nichts Ungewöhnliches mehr. "Wir haben derzeit knapp 30 Kollegen mit Migrationshintergrund aus 14 verschiedenen Ländern im Haus", sagt Personalleiterin Susen Körner. Mit deren Qualifikation gebe es keine Probleme, weil die Ausbildungsqualität in Herkunftsländern wie Iran und Irak sehr hoch sei. Weil das Unternehmen, das derzeit allein in Chemnitz rund 250 Ingenieure beschäftigt, weitere Fachleute mit dieser Qualifikation sucht, gehörte Susen Körner am Mittwoch zu den Vertretern von insgesamt fast 60 Firmen, Bildungsstätten und Sozialbehörden, die auf der 8. Chemnitzer Integrationsmesse im Archäologiemuseum Migranten ihre Angebote vorstellten. Bewerber mit Ingenieurdiplom müssten nicht einmal besonders gut deutsch können. "International kommunizieren wir meist in Englisch", so die CAC-Personalchefin.

Gute Erfahrungen mit Migranten hat auch Daniela Böhm vom Kurierdienst Euro-Courier gemacht. "Unsere derzeit 95 Mitarbeiter kommen aus elf Nationen", erklärt sie. Auch fünf Flüchtlinge seien bisher darunter. "Die Migranten in Chemnitz sprechen oft besser deutsch als die in Frankfurt am Main oder München, wo ich auch schon gearbeitet habe", berichtet die Fahrer- und Unternehmerbetreuerin. Um für Euro-Courier europaweit vor allem für Automobilzulieferer unterwegs sein zu können, müssten Bewerber den entsprechenden Führerschein vorweisen. Fahrer von Medikamenten für Versandap0theken benötigten zudem ein Führungszeugnis, aus dem mögliche Vorstrafen ersichtlich sind. "Nach unseren Erfahrungen sind Flüchtlinge oft motivierter als deutsche Bewerber", sagt Daniela Böhm.

Bei der Firma Euro-Plus-Seniorenbetreuung, einem Tochterunternehmen der Volkssolidarität Chemnitz, geht es gar nicht mehr ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland: "In unseren derzeit 13 Pflegeheimen haben wir schon Auszubildende aus Albanien, Vietnam und Italien, in Bayern auch aus Tschechien", sagt Praxisanleiterin Ina Lehnert. Trotzdem würden ständig ausgebildete Fach- und Hilfskräfte sowie junge Leute mit Interesse an einer derartigen Ausbildung gesucht. Voraussetzung seien allerdings Deutschkenntnisse auf gutem Niveau.

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Fehlende Deutschkenntnisse und rechtliche Unsicherheiten in Bezug auf Aufenthaltsstatus und Arbeitserlaubnis werden auch von den Verantwortlichen der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer Chemnitz als größte Hürden für die Beschäftigung und Ausbildung von Ausländern genannt. Hoffnungen setzen beide Kammern daher in das gerade vom Bundestag beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz.

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Quelle: Freie Presse vom 13.06.2019, Michael Brandenburg