Ostdeutsches Wirtschaftsforum in Bad Saarow

Bad Saarow. Überalterung und geringe Geburtenrate hemmen die Wirtschaft im Osten. In Bad Saarow wurde beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum um Lösungen gestritten. Von Ina Matthes (mit dpa)

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Zur Wendezeit hatte Ostdeutschland etwa das Wirtschaftsniveau von Westdeutschland im Jahr 1962. Heute liegt der Osten im Vergleich zum Westen auf dem Level von 1987. „Wir haben immer noch einen Abstand von nahezu 30 Jahren“, sagte Joachim Ragnitz, Leiter des Ifo-Instituts in Dresden. Nach den Prognosen seines Ins­­tituts wird der Osten diesen Rückstand bis 2035 nicht aufholen können. Das Hauptproblem sieht Ragnitz dabei in der Bevölkerungsentwicklung. Das Gebiet der früheren DDR hat nicht nur nach der Wende massiv junge, gut qualifizierte Menschen verloren. Die Geburtenraten sind mit 1,6 Kindern pro Frau niedrig. Zuwanderung qualifizierter Ausländer erfolgt hauptsächlich in die alten Bundesländer.

Wie kann der Osten das demografische Problem bewältigen? Darum drehte sich eine Diskussion mit ostdeutschen Ministerpräsidenten und Wirtschaftsforschern zum Auftakt des Forums. Ragnitz sieht den Ausweg aus der demografischen Misere in erster Linie in Zuwanderung aus dem Ausland, aus EU-Ländern sowie Drittstaaten. In Ostdeutschland mit seinen wenig attraktiven Löhnen könne das Werben von ausländischen Fachleuten aber nicht allein Sache der Unternehmen sein. „Wir brauchen staatliche Unterstützung dabei.“ Von der Bundesregierung gebe es bisher eher Absichtserklärungen, auch die Länder müssten mehr tun, kritisierte der Wissenschaftler. Als mögliche konkrete Schritte nannte er gezielte Anwerbestrategien, die Förderung von Ausbildung, Umzugsbeihilfen, Kreditangebote für Arbeitskräfte und möglicherweise auch eine Beschränkung der Freizügigkeit auf die ostdeutschen Länder, um Abwandern der Zuzügler Richtung Westen zu verhindern.

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Quelle: www.lr-online.de vom 20.05.2019, von Ina Matthes (mit dpa)