Fachkräftemangel: Grenzgänger keine Lösung

Jahr für Jahr nimmt im Erzgebirgskreis die Anzahl tschechischer Arbeitnehmer zu. Absolut betrachtet, stellen sie aber keine Größenordnung dar. Das liegt etwa daran, dass die Löhne im Nachbarland stetig steigen und es kaum mehr Arbeitslose gibt.

Aue/Schwarzenberg. Die Anzahl ausländischer Beschäftigter im Erzgebirgskreis ist im zurückliegenden Jahr deutlich gestiegen: 3814 waren es laut Statistik der Agentur für Arbeit in Annaberg-Buchholz Ende Dezember - und damit etwa 800 mehr im Vergleich zum Vorjahr. Ein Zuwachs von 26 Prozent, konstatiert Nino Sciretta, Leiter der Arbeitsagentur.

Insgesamt betrachtet ist der Beschäftigungsanteil ausländischer Arbeitnehmer mit durchschnittlich 3,3 Prozent im vorigen Jahr aber weiter gering. Innerhalb der 13 sächsischen Kreise nimmt der Erzgebirgskreis damit Platz 10 ein. [...] So rangiert Sachsen in dieser Statistik auch im Vergleich der 16 Bundesländer mit 4,3 Prozent auf dem drittvorletzten Platz. Zum Vergleich: in Baden-Württemberg beispielsweise liegt der Anteil bei 15,5 Prozent.

Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommen dabei aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern - aus Rumänien beispielsweise genauso wie aus Griechenland oder auch aus der Russischen Föderation. Den größten Anteil an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen machen laut Nino Sciretta die Nachbarn aus der Tschechischen Republik aus - mit mittlerweile etwa 60 Prozent. 2185 tschechische Beschäftigte weist die Statistik der Agentur für Arbeit in Annaberg-Buchholz zum Ende des vergangenen Jahres aus. [...]

Insbesondere seit der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit - sie gilt für Tschechien seit 2011 - wachse die Anzahl der tschechischen Fachkräfte im Erzgebirgskreis kontinuierlich, sagt Michael Schröter. Er ist Eures-Berater in der hiesigen Agentur für Arbeit. [...]

Denn mittlerweile ist die Fachkräfte-Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Nachbarregion eine ähnliche wie im Erzgebirge: "Seit April 2018 gibt es mehr Stellen als Arbeitssuchende", erläutert Michael Schröter. Ende Januar hatte Tschechien mit einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent die niedrigste in Europa. [...] So zeichne sich in bestimmten Bereichen - teilweise den gleichen wie im Erzgebirge - ein erhöhter Fachkräftebedarf ab. Als Beispiele nennt Michael Schröter das verarbeitende Gewerbe - besonders in der Metallbranche - und den Gastronomiebereich. Dort gehöre insbesondere der Beruf des Koches beziehungsweise der Köchin zu den am meisten ausgeschriebenen Stellen.

Und die Wirtschaft des Landes entwickele sich stetig. [...] Das wirke sich auch auf das Lohngefüge aus. [...] Die Motivation für tschechische Arbeitnehmer, im Erzgebirge zu arbeiten, habe aber ganz unterschiedliche Gründe, besagen die Erfahrungen des Beraters. Unterdessen war sein Wissen zum umgekehrten Weg, also das Erzgebirger zu den Nachbarn arbeiten fahren, bisher so gut wie noch nie gefragt.

Quelle: Freie Presse vom 23.03.2019, Antje Flath